Tipps GPS-Karten in Südamerika


Tipps zur Nutzung von GPS-Karten in Südamerika

Wer mit dem eigenen Auto durch Südamerika reist, ist auf zuverlässiges Kartenmaterial angewiesen. Doch gerade in Ländern, in denen es überdurchschnittlich viele unasphaltierte Straßen und Wege gibt, sind Straßenverläufe nicht immer fix. Im bolivianischen Tiefland zum Beispiel werden viele Straßen jedes Jahr nach dem Ende der Regenzeit neu gebaut. Und auf dem Altiplano sucht sich jeder seinen eigenen Weg. Oft genug fängt der Spaß ja auch dort erst richtig an, wo die eigentliche Straße aufhört. Doch gerade dann ist es wichtig, die Orientierung zu behalten und detailliertere Informationen zu haben als nur sich kreuzende Reifenspuren im Sand. Die herkömmlichen Landkarten können hier oft nicht mehr weiterhelfen. Die bessere Wahl sind dann, neben örtlichen Landkarten, die von den geographischen Ämtern oder dem Militär herausgeben werden (in Bolivien z.B. Karten des Instituto Geographico Militar), vor allem digitale GPS-Karten.

Eine komplette Einführung in die Navigation per GPS würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen und findet sich zudem auch in speziell dazu erschienenen Praxis-Ratgebern wieder. An dieser Stelle sollen lediglich ein paar Tipps zur Nutzung bereits verfügbarer Software gegeben werden.
Prinzipiell gibt es, was die Möglichkeiten zur Nutzung digitaler Karten angeht, drei Möglichkeiten:
  •  fertige digitale GPS-Karten, die man einfach auf das GPS-Gerät aufspielt
  • die Digitalisierung bestehender Papierlandkarten mit einer Kartensoftware
  • die Erstellung (selbstzeichnen) digitaler Karten aus verschiedenen Datenquellen (Papier, Google, etc.)
Das für Südamerika inzwischen zur Verfügung stehende fertige digitale GPS-Kartenmaterial ist so gut, dass auf die Digitalisierung von Papierlandkarten in den meisten Fällen verzichtet werden kann. 
Mittlerweile gibt es für die wichtigsten Regionen GPS-Karten von kommerziellen Anbietern zu kaufen, abgestimmt auf die gängigsten Gerätentypen. Je nach Region und Hersteller ist der Detailgrad der Karten mal besser, mal schlechter. Von digitalen topographischen Karten mit einer detaillierten Darstellung aller Wege, Seen, Berge, Salare, etc. über Karten, die sich auf die Darstellung von Innenstadt-Stadtplänen spezialisiert haben und auto-routing-fähig sind (also z.B. die Navigation zu einer eingegebenen Straße und Hausnummer ermöglichen) bis zu eher groben, nur die Hauptstraßen darstellende Karten ohne topographische Information, wie z.B. die Worldmaps, die aber dafür die ganze Welt abbilden, ist inzwischen fast alles verfügbar. Speziell für Südamerika gibt es jedoch eine Vielzahl kostenloser, im Internet downloadbarer GPS-Karten in zum Teil exzellenter Qualität. 

Für Argentinien, Uruguay und Paraguay gibt es sehr gute Karten von www.proyectomapear.com.ar (kostenlos). Der Detailgrad zur Navigation auf Überlandstrecken genauso wie in Städten ist sehr gut und enthält alle relevanten Wege, Geländemerkmale und Abzweigungen. Eben¬falls vermerkt sind potenzielle Gefahrenquellen, Sperren oder reine 4x4-Strecken. Eine ähnlichen Detailgrad und vergleichbare Qualität bietet für Argentinien die ebenfalls kostenlose GPS-Karte von Conosur: www.gps.com.ar

Für Bolivien, Süd-Peru und Nordargentinien gibt es eine exzellente Karte von http://viajerosmapas.com (kostenlos). Der Detailgrad dieser Karte eignet sich hervorragend zur Navigation (Stadt- und Überland). Für alle Kartenausschnitte sind Höhenlinien verfügbar. Alle relevanten Wege und Abzweigungen, selbst kleine, namenlose Ansiedelungen sind auf der Karte gekennzeichnet. Gefahrenquellen, 4x4 Strecken, Ruinen, etc. sind ebenfalls vermerkt. Die Straßen und Wege sind in Abstufungen kategorisiert – bis hin zu „Karrenpfaden“ und „Fußwegen“. Vom Detailgrad her eine der ausführlichsten GPS-Karten für diese Länder und sehr gut zur Überland-Navigation geeignet.

Wer sich in Peru vornehmlich entlang der Hauptverkehrsstraßen, den Städten und in den gut erschlossenen Regionen bewegen will, findet bei www.guiacalles.com eine sehr gute, auto-Routing-fähige GPS-Karte (kostenpflichtig; derzeit ca. 165 US$). Die Karte stellt die Überlandstrecken entlang der Panamericana sowie die Stadtregionen (inklusive der Städte im Landesinneren) sehr detailliert und routing-fähig bis zur einzelnen Hausnummer dar. Dagegen sind topographische Informationen bei dieser Karte kaum vorhanden.
Für Brasilien gibt es GPS-Karten, die die wichtigsten Fernverkehrsstraßen abbilden und teilweise auch Innenstadtpläne enthalten. Sie sind unter http://portalgps.com.br kostenlos downloadbar (kostenlos). Für Chile gibt es, neben sehr guten Papierkarten (Turistel-Führer), die käuflich erwerbbare GPS-Karte von „Chile Carreteras“: www.gpschile.com. Sie ist im Detailgrad ähnlich den oben beschriebenen Karten von Argentinien. Weitere GPS-Karten für die meisten Länder der Erde findet man im Map-Center, einer Internet-Plattform begeisterter GPS-Nutzer, auf der sich auch selbsterstellte Karten entlegener Regionen finden lassen: http://mapcenter.cgpsmapper.com/

Voraussetzung für die Nutzung von GPS-Karten ist natürlich ein entsprechendes Endgerät sowie eine die Installation einer Kartensoftware auf dem PC oder Laptop (z.B. Garmin Mapsource, sofern nur fertige GPS-Karten verwaltet werden). Mittels der Kartensoftware können die digitalen GPS-Karten auf dem Computer betrachtet, verwaltet und dann auf dem GPS-Gerät installiert werden. Nach dem Download und Speichern der GPS-Karten auf der lokalen Festplatte erfolgt die Installation durch Entpacken der Zip-Archive und dem Ausführen der Installationsdatei. Wird im Anschluss daran eine Kartensoftware aufgerufen (z.B. Mapsource), so findet man die neuinstallierten Karten im jeweiligen Kartenauswahl-Fenster (bei Garmin Mapsource z.B. oben links). 

Um den gewünschten Kartenausschnitt auf das GPS-Gerät zu übertragen, schließt man das GPS- Gerät über den USB-Anschluss an den Computer an, wählt dann zunächst den Ausschnitt am PC aus und kopiert ihn anschließend mittels der Datenübertragungsfunktion der Kartensoftware auf das GPS- Gerät. 
Steht auf dem GPS-Gerät genügend Speicherplatz zur Verfügung, kann statt mehreren einzelnen Kartenausschnitten selbstverständlich auch die gesamte Karte auf das Gerät übertragen werden.
Der Vollständigkeit halber noch eine kurze Erklärung zur Digitalisierung von Papier-Landkarten und anschließender Nutzung auf dem GPS: 

Papier-Landkarten können mittels eines Scanners digitalisiert werden. Die einzelnen Teile der gescannten Landkarte werden mit einer erweiterten Kartensoftware (z.B. TTQV, Fugawi, OziExplorer) zu einer digitalen gps-tauglichen Karte zusammengesetzt. Um später damit navigieren zu können, müssen die gescannten Kartenblätter vor der Nutzung auf einem GPS kalibriert werden. Dazu sind normalerweise die genauen GPS-Daten von 4 markanten Punkten auf der Landkarte notwendig. Diese Daten exakt in Erfahrung zu bringen, ist nicht immer einfach. Detaillierte Anleitungen zum Kalibrieren von Landkarten findet man in einschlägigen Internet-Foren oder in der Anleitung der benutzten Kartensoftware. 

Eine weitere interessante Anwendung, insbesondere zur Reiseplanung, ist die Nutzung von Google Earth. Hier findet man zwar keine Landkarten-Informationen, kann sich aber anhand der Satellitenbilder einen sehr guten Überblick über einzelne Regionen und die dort verfügbaren Wege machen. Zudem ist eine Übertragung der in Google Earth erzeugten Tracks auf die verwendete Kartensoftware unter Zuhilfenahme von Konvertersoftware möglich. Dazu müssen in Google Earth manuell alle benötigten Waypoints gesetzt werden. Diese werden dann mittels eines Konverters in ein für die Kartensoftware (z.B. Mapsource) lesbares px-File umgewandelt.

Tobias Groenen (7. April 2009)
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