Länderfakten Bolivien


Länderfakten Bolivien für Autofahrer

Wir haben uns nur zehn Tage in Bolivien aufgehalten und waren ausschließlich auf dem Altiplano unterwegs: Von La Paz zum Salar de Uyuni, danach die Lagunenroute bis zur chilenischen Grenze und San Pedro de Atacama. Daher sind die Informationen zu Bolivien lokal begrenzt.

Sicherheit:
Nach Peru wurden wir in Bolivien zum zweiten Mal Zeuge von Straßenblockaden. Es ist möglich, die Blockierer zu fragen, ob Touristen passieren dürfen. Doch meistens ist die Straße mit dicken Steinen, Sandhaufen oder Fahrzeugen abgeriegelt, die auch für Touristen nicht entfernt werden. Versuche niemals, direkt neben der Blockade, z. B. auf dem Feld, um die Hindernisse herumzufahren. Darauf könnten die Demonstranten verärgert und gewalttätig (z. B. mit Steinwürfen) reagieren. Frage entweder anwesende Polizei, ob es eine Möglichkeit gibt, die Blockade zu umfahren oder warte geduldig das Ende der Blockade ab. Dies kann einige Stunden oder auch mehrere Tage dauern. Doch selbst als wir mitten in einer Blockade übernachten mussten, haben wir uns nicht unsicher gefühlt. Wenn die Blockade aufgehoben wird, keine Zeit verlieren und sofort losfahren. Wir wurden Zeuge der Öffnung einer Blockade, die nur Minuten später für den nachfolgenden Verkehr geschlossen wurde.

Polizeikontrollen:
In regelmäßigen Abständen kommen in Bolivien Mautstationen, an denen die Polizei die Papiere überprüft. Im Normalfall reich irgendein offizielles Papier wie die Einfuhrerlaubnis des Fahrzeugs oder die Touristenkarte, auf dem der Beamte einen Stempel machen kann. Ab uns zu gibt es Maut- oder Kontrollstellen, wo die Straße mit einer Kette abgesperrt ist. Hier muss der Wagen geparkt werden. Im Gebäude neben der Absperrung erfolgt eine, teils umfangreiche, Kontrolle der Papiere. Häufig wird dann noch eine Maut von 10 BOB erhoben. Dieser Prozess kann verkürzt werden, indem kommentarlos 5 BOB auf den Tisch gelegt werden. Damit wird zwar offen die Korruption in Bolivien unterstützt, doch auch eine langwierige Kontrolle vermieden. Hier muss jeder selber entscheiden, wie er vorgeht.

Versorgung mit Diesel / Spritzreise:
Bolivien war das einzige Land auf unserer Reise, in dem es nicht immer einfach war, Diesel zu bekommen. Das liegt nicht daran, dass die Tankstellen keinen Diesel vorrätig haben, sondern dass sie teilweise keinen Diesel an Ausländer verkaufen wollen. Doch die gute Nachricht zuerst: Wir haben im Endeffekt immer ausreichend Diesel an jeder Tankstelle erhalten.
Hintergrund ist die Subvention von Treibstoff durch den bolivianischen Staat, in dessen Genuss nur die Einheimischen kommen sollen. Für sie kostet der Liter Diesel 3,72 BOB (ca. 0,41 EUR/Liter). Ausländer müssen einen Preise zahlen, der 5,84 BOB höher liegt, also bei 9,56 BOB/Liter (ca. 1,06 EUR/Liter). Dafür müssen an der Tankstelle zwei auf den Namen des Fahrers lautende Belege ausgefüllt werde: Einen über den Preis für Bolivianer und einen über den Differenzbetrag für Ausländer. Vielen Tankstellen ist dieser Aufwand zu groß, bzw. sie haben nicht die notwendigen Quittungsblöcke. Daher wollen sie keinen Sprit an Ausländer verkaufen.
Am einfachsten dem Tankwart sagen, dass keine Quittung (recibo oder factura) benötigt wird. An zwei von drei Tankstellen wurde uns dann der Liter für 8 bzw. 9 BOB/Liter verkauft (0,88 bzw. 1,00 EUR/Liter). An einer anderen Tankstelle zeigten sie uns die Vi¬deoüberwachung und sagten, sie dürfen nur zum offiziellen Ausländerpreis verkaufen. Um nicht durch Lieferengpässe oder Dieselverweigerung in Bedrängnis zu kommen, empfehle ich, spätestens dann zu tanken, wenn noch ausreichend Diesel für 250 Kilo¬meter im Tank ist. Vorsicht: Sprit in Kanistern darf nicht über die Grenze nach Chile genommen werden.
 
Einkaufen:
Das Preisniveau in Bolivien ist sehr niedrig. In La Paz gibt es einen hervorragenden Supermarkt in der Mall „Mega Center“. Die Auswahl an Produkten war die beste, die wir seit Mexiko gefunden haben, die Preise erheblich niedriger als in Peru, Eucador oder Kolumbien. Ansonsten gibt es wie in allen anderen Ländern kleine Tiendas und gut sortierte lokale Märkte, in denen sich preiswert lokales Gemüse, Obst oder Fleisch einkaufen lässt.
 
Versorgung mit Bargeld:
Mit der Visa-Karte war es problemlos möglich 3.000 BOB (333 EUR) am Automaten zu erhalten.
 
Autofahren in Bolivien:
Wenn es auf der späteren Reise mal chaotisch im Straßenverkehr wurde, war unser Standardspruch: „Wir haben La Paz überlebt, dann ist das hier ein Kinderspiel!“. Das sagt wohl einiges über das Autofahren in La Paz. Es ist eine Herausforderung. Hier gilt, nur nicht zögerlich fahren, sondern aktiv im Verkehrsfluss mithalten. Es wird gedrängelt, gehupt, überholt, beschleunigt und sich an keine Verkehrsregel gehalten. Vorfahrtsregeln werden genauso missachtet wie rote Ampeln oder Fußgänger auf der Straße. Es wirkt alles schrecklich chaotisch. Doch auch wenn die Bolivianer bis auf wenige Zentimeter an das Auto heranfahren, sind sie doch darauf bedacht, einen Zusammenstoß zu vermeiden. Wenn möglich sind wir in La Paz nicht mit dem eigenen Auto gefahren. Eine Umgehung zum Übernachtungsplatz am Hotel Oberland in La Paz habe ich unter „Übernachtungsplätze Bolivien“ beschrieben.
Außerhalb der Millionenmetropole sieht es völlig anders aus. Nur wenige Bolivianer haben genug Geld für ein eigenes Auto. Die Straßen sind nicht stark befahren und es ist einfach, durch das Hochland Boliviens zu fahren. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind im Gegensatz zu Peru realistisch, doch wir haben nirgendwo Polizei gesehen, die sich um die Einhaltung der Geschwindigkeit kümmert.
Auf den Hauptstraßen des Altiplano sind die Straßen in einem guten Zustand. An den regelmäßigen Mautstationen müssen zwischen 4 und 8 BOB (0,45 - 0,90 EUR) bezahlt werden. An jeder Mautstation wird die Quittung der letzten Mautstation vorgezeigt und der Zielort genannt. Häufig wird die Quittung dann nur abgestempelt oder eingerissen, ohne dass neu bezahlt werden muss. Außerhalb der Hauptstraßen werden die Straßen schnell zu schlimmen Schottenpisten.
 
Lagunenroute in Bolivien:
Die Lagunenroute ist eine der spektakulärsten Hochlandstraßen der Welt und führt über rund 450 Kilometer von Uyuni nach San Pedro de Atacama in Chile. Da die Piste in einem miserablen Zustand ist, sollte sie nur mit 4x4-Fahrzeugen befahren werden. Entweder besteht sie aus brutalem, Material zermürbendem Wellblech, Sand und tiefen ausgefahrenen Fahrspuren oder es geht einfach Offroad über Steinfelder und Grasbüschel. Vier Fahrtage mit drei Übernachtungen sind für die Strecke eine realistische Planung.
Wegen der kontinuierlichen, extremen Höhe von vier bis fünftausend Metern ist eine gute Akklimatisierung im Vorfeld unbedingt nötig! Es gibt keine Möglichkeit, unterwegs zu tanken. Ausreichende Spritreserven müssen an Bord sein, insbesondere wegen des höheren Verbrauchs in der Höhe und dem Untergrund. Wir verbrauchten normalerweise 15 Liter/100 km, auf der Lagunenroute 23 Liter/100 km. Besitzer eines Garmin-Navigationsgerätes können sich den Track zur Lagunenroute auf unserer Homepage (http://www.abenteuertour.de/2012sa/bericht16.php) herunterladen.
 
Klaus Vierkotten (Stand Ende 2012)

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